Our project attracted a lot of media agencies which was very helpful to find some sponsors. Besides some television and radio broadcasts many newspaper articles were written about our project. One of these was the following article, published in the german newspaper Frankfurter Allgemeine Zeitung:




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Warmduschen für Fortgeschrittene

Fünf Studenten aus dem Odenwald testen für die Europäische Raumfahrtagentur eine Weltraumdusche / Von Volker Hagemeister

BAD KÖNIG, im Januar. Es gibt Männer, die wären gerne Warmduscher. Astronauten zum Beispiel. Denn obwohl der Mensch durch die Beherrschung der Technik schon so manches möglich gemacht hat - duschen im Weltall gehört noch nicht dazu. Die fehlende Schwerkraft ist schuld: Die Wassertropfen würden nicht auf die unter der Dusche stehenden Menschen fallen, sondern schwere- und ziellos durch den Raum schweben. Ein paar Tage ohne Dusche auszukommen sollte Atsronauten nicht weiter schaden. Doch bei langen Forschungsaufenthalten auf der Internationalen Raumfahrtstation ISS oder gar bei der geplanten Marsmission wird die Schwerelosigkeit zu einer hygienischen Herausforderung.

Fünf Studenten der Technischen Universität Darmstadt nahmen diese Herausforderung an und entwickelten das Modell einer Weltraumdusche. Die Europäische Raumfahrtagentur Esa zeigte sich so angetan von dem Modell, daß sie nun den Studenten einen Test unter professionellen Bedingungen in der Schwerelosigkeit zugesagt hat. Anlaß für die Entwicklung war ein Wettbewerb der Esa, die Ende Juli vergangenen Jahres zum vierten Mal 30 Studenten einen Ausflug in die Schwerelosigkeit ermöglichte. Ein umgebauter Airbus, im französischen Bordeaux stationiert, startete zu einem Parabelflug, wie er zweimal im Jahr für Wissenschaftler angeboten wird. Dabei reißen die Piloten die Maschine erst steil nach oben, schalten dann den Triebwerksschub ab und lassen die Maschine in der Flugbahn einer Parabel fallen. Dabei wirkt für etwa 30 Sekunden keine Schwerkraft im Flugzeug, ehe die Maschine wieder hochgezogen wird. Das Manöver wird bei jedem Flug 30 Mal wiederholt: Zeit für Experimente unter Weltraumbedingungen. Bei diesem Flug wollten auch die Darmstädter Maschinenbaustudenten dabeisein. Die Idee mit der Dusche kam in feucht-fröhlicher Runde.

Es war aber keine Schnapsidee. Denn bei den Praktikern ist der Bedarf groß: "Über eine funktionierende Dusche würden wir uns riesig freuen", sagt Astronaut Gerald Thiele, im Februar des vergangenen Jahres elf Tage lang mit der Endeavour im All. Bei dieser kurzen Mission wurde auf eine Dusche verzichtet. Der Körper wurde mit Tüchern gereinigt, die über eine Spritzpistole mit Wasser befeuchtet wurden. "Einige von uns haben die Tücher dann auch noch im Ofen erwärmt." Ein Ersatz für eine warme Dusche ist das nicht: "Darauf freut man sich nach elf Tagen riesig."

Duschen waren schon im Einsatz auf der russischen Raumstation "Mir" und der 1973 bis 1974 genutzten amerikanischen Versuchsraumstation "Skylab". Ein Einbau auf der neuen Internationalen Raumstation ISS ist geplant, wurde aber bislang stets verschoben. Die bisherigen Modelle überzeugten nicht: Die Dusche auf der Mir arbeitete mit einem Luftstrom in einer geschlossenen Kabine, aus dem sich die Astronauten die Wassertropfen einfangen und sie dann auf dem Körper verreiben sollten. Das System war so unpraktisch und verbrauchte so viel Energie, daß die Kosmonauten zunächst auf das Wasser verzichteten und die Kabine als Sauna umfunktionierten. Als dann Platz für das Stabilisierungssystem benötigt wurde, warfen die Kosmonauten die Reste der Duscheinrichtung schließlich in den Weltraum. Die Dusche im "Skylab" bestand aus einem Plastikzylinder, den sich die Astronauten überstülpen mußten. Am Hals wurde er mit einer Gummimanschette abgedichtet, so daß kein Wasser umherspritzen konnte. Aus einem Zulauf wurde Wasser in den Zylinder geleitet, und am Boden mittels einer Absaugvorrichtung wieder entfernt. "Sehr unpraktisch, denn der Zylinder muß immer fest geschlossen sein", berichtet Thiele von Erfahrungen seiner Kollegen. Den Kopf unter die Dusche zu halten ist folglich nicht möglich.

Doch Haare werden im Weltraum ohnehin anders gewaschen: "Es gibt ein Spezialshampoo, das keine Spülung benötigt, sondern wie Gel einfach nur einmassiert werden muß." Einer Kollegin von Thiele gefiel die Methode so gut, daß sie sich jeden Morgen auf diese Weise die Haare wusch.
In einem Hinterhof in Bad König im beschaulichen Odenwald soll nun eine neue Ära der Weltraumduschen beginnen. Hier und in umliegenden Orten wohnen die fünf Maschinenbaustudenten Nils Schweizer, Christian Banse, Gerald Vetter, Alexander Herz und Michael Rösch, alle zwischen 22 und 24 Jahre alt. Raumfahrtfans sind sie schon seit ihrer Kindheit. Und sie könnten sich auch gut vorstellen, später einmal in der Branche zu arbeiten. Denn die Raumfahrt, so sagen sie, ist "die Crème de la Crème des Maschinenbaus". Eine komplizierte Maschine ist ihre Weltraumdusche nicht. Im Gegensatz zu den bisher in der Praxis verwendeten Modellen basiert sie auf der Idee, mittels eines elektrischen Feldes die Schwerkraft zu ersetzen.

Ob das klappt, soll ein Experiment zeigen: Es besteht aus einer etwa 30 Zentimeter breiten Metallröhre, in deren Mitte eine Stabelektrode angebracht ist. Die wird durch einen angeschlossenen 25 000-Volt-Hochspannungsgenerator aufgeladen, so daß ein elektrisches Feld entsteht. Über Kanüle werden Wassertropfen in die Röhre gespritzt. Eine Kamera zeichnet am anderen Ende der Röhre die Bewegung der Tropfen unter dem Einfluß des elektrischen Feldes auf. Untergebracht ist die ganze Anordnung in einer 1,30 Meter langen, 80 Zentimeter breiten und 60 Zentimeter hohen Box, deren Ränder mit Schaumstoff gepolstert sind, damit sich in der Schwerelosigkeit niemand verletzen kann. Ein kleiner, mit Filzstift beschriebener Zettel verweist auf die Herkunft: "Made in Germany in teamwork." Ende Juli vergangenen Jahres machten sich die Nachwuchwissenschaftler mit ihrem "spaceshower" auf den Weg nach Bordeaux.

Den Flug in die kurze Schwerelosigkeit durften aber nur Nils Schweizer und Christian Banse bestreiten; die anderen bestanden den Gesundheitscheck beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln nicht. "Das war schon sehr frustierend: Man sitzt da unten, hat nichts zu tun, während die anderen in der Schwerelosigkeit sind", sagt Rösche. Schweizer und Banse berichten begeistert von dem Flug. Nach anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten nahmen sie die Minidusche in Betrieb: "Die Ergebnisse waren sehr unterschiedlich: Manchmal bewegten sich die Tropfen fast im Kreis um die Elektrode, manchmal fielen sie fast gerade herunter." Die Stärke des elektrischen Feldes blieb bei dem Experiment unverändert, doch die Flugbahn wird stark von Einspritzgeschwindigkeit sowie von der elektrischen Aufladung der Tropfen beeinflußt. Beim Versuch im Juli hing das weitgehend vom Zufall ab. Doch nicht nur die Einspritzvorrichtug soll beim nächsten Versuch besser werden. "Wir wollen auch eine Hochgeschwindigkeitskamera einsetzen, um den Tropfenflug besser dokumentieren zu können", sagt Rösch. Daher sind die fünf Odenwälder zur Zeit auf der Suche nach Sponsoren. Die Kosten der ersten Reise nach Bordeaux übernahm die Universität Darmstadt. Für März ist der nächste Parabelflug mit dem Airbus angesetzt, aber vielleicht verschieben die fünf ihr Experiment auch auf den Herbst, um besser vorbereitet zu sein. Der Fortgang des Projektes wird auf der Internetseite www.spaceshower.de dokumentiert.

Ob tatsächlich einmal eine richtige Dusche nach ihrem Modell gebaut wird, ist allerdings fraglich. Denn etwa zwei Meter hoch sollte eine Dusche schon sein. Damit die Wassertropfen so lange gerade herunterfallen, müßte das elektrische Feld viel stärker sein als in dem jetzigen Modell. Das aber könnte die Sicherheit der Astronauten gefährden und zu Komplikationen mit anderen elektrischen Geräten führen. "Unsere Ergebnisse können aber auch für andere Tätigkeiten in der Schwerelosigkeit verwendet werden, etwa für das Abfüllen von Flüssigkeiten", meint Rösch. Für ihn und seine Kommilitonen hat sich das Forschen ohnehin schon gelohnt: Das Projekt wird ihnen als Studienarbeit anerkannt.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.01.2002, Nr. 5 / Seite 7

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